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Seminar Schloß Haindorf


  • denkspuren Krumpöck-Allee Langenlois, Niederösterreich, 3550 Österreich (Karte)

Seminar Schloß Haindorf 8.-9.11.25

Vom Stolpern und Wiederaufstehen: Unkonventionelle Perspektiven auf das Scheitern

Die alten Antworten auf das Scheitern – stoische Gelassenheit, existenzialistischer Trotz – greifen in unserer vernetzten, beschleunigten und von Leistungsdruck geprägten Welt oft zu kurz. Was, wenn Scheitern keine moralische Prüfung oder ein individuelles Versagen ist, sondern ein systemisches Symptom, ein kreativer Akt des Widerstands oder sogar eine Kunstform?

In diesem Intensivseminar verlassen wir die ausgetretenen Pfade und erkunden radikale, zeitgenössische Ideen aus Phänomenologie, Soziologie und Systemtheorie. Wir fragen, wie wir in einer Welt, die auf Erfolg optimiert ist, die subversive Kraft des Scheiterns für uns entdecken können.

Seminarablauf und Inhalte in 7 Impulsen

Tag 1: Die Diagnose und der Widerstand

Byung-Chul Han – Das Scheitern in der Leistungsgesellschaft
Wir starten mit einer Diagnose unserer Zeit. Der koreanisch-deutsche Philosoph Byung-Chul Han beschreibt die Leistungsgesellschaft, in der wir uns selbst ausbeuten. Scheitern ist hier keine Option, sondern ein persönliches Versagen, das zu Burnout und Depression führt. Wir analysieren, wie dieser gesellschaftliche Druck unser Verständnis von Erfolg und Misserfolg formt.

Wenn wir "Unternehmer unserer selbst" sind, ist dann jedes Scheitern eine persönliche Bankrotterklärung? Wie entkommen wir diesem "Gefängnis der Positivität"?

Sara Ahmed – Die Politik der Spielverderberin Die britisch-australische Theoretikerin Sara Ahmed zeigt, wie das Versprechen von Glück uns dazu bringt, soziale Normen zu akzeptieren. Wer auf Probleme wie Sexismus oder Rassismus hinweist, "scheitert" daran, glücklich zu sein und wird zur feminist killjoy (feministischen Spielverderberin). Wir untersuchen, wie dieses absichtliche "Scheitern" an der geforderten Harmonie zu einem kraftvollen politischen Akt wird, der Ungerechtigkeit aufdeckt.

Wann und wo sind wir "Spielverderber", und welche Wahrheiten bringt dieses "Scheitern" an der geforderten Harmonie ans Licht?

Jack Halberstam – Die queere Kunst des Scheiterns Wir tauchen tief ein in die subversive Kraft des Unperfekten. Jack Halberstam feiert in seiner Queer Art of Failure das Vergessen, die Dummheit und das Scheitern als Widerstandsstrategien gegen eine kapitalistische Logik, die alles optimieren will. Statt "besser" zu scheitern, geht es darum, die Kriterien für Erfolg komplett abzulehnen.

Was wäre, wenn wir aufhören würden, aus unseren Fehlern lernen zu wollen, und sie stattdessen als das feiern, was sie sind: eine Absage an den Erfolg?

Bruno Latour – Wenn Netzwerke zusammenbrechen Der Soziologe Bruno Latour bietet eine radikal andere Sicht auf das Scheitern von Projekten. Nach seiner Akteur-Netzwerk-Theorie scheitert ein Vorhaben nicht aus einemGrund, sondern weil das fragile Netzwerk aus Menschen, Technologien, Ideen und Ressourcen auseinanderbricht. Das entlastet vom Druck des individuellen Versagens und schärft den Blick für die komplexen Abhängigkeiten.

Welche "nicht-menschlichen Akteure" (z.B. eine fehlerhafte Software, ein unpassender Raum, das Wetter) haben zum Scheitern eines Ihrer Projekte beigetragen?

Tag 2: Neue Ethik und resiliente Praktiken

Donna Haraway – Im Schlamm der Tatsachen bleiben Die Biologin und Philosophin Donna Haraway fordert uns auf, "mit dem Ärger auf der Welt zu bleiben" (Staying with the Trouble). Statt nach reinen, perfekten Lösungen zu streben, die oft scheitern, plädiert sie für ein teilweises, unordentliches, aber widerstandsfähiges Handeln in einer komplexen Welt. Scheitern ist hier Teil eines ökologischen Lernprozesses.

Wie können wir lernen, unperfekte Lösungen zu akzeptieren und im "Schlamm" der Realität handlungsfähig zu bleiben, anstatt an utopischen Zielen zu scheitern?

Nassim Nicholas Taleb – Die Kunst der Antifragilität Der Denker Nassim Taleb unterscheidet zwischen robust (was Schocks aushält) und antifragil (was durch Schocks besser wird). Viele moderne Systeme sind auf Effizienz getrimmt und daher fragil. Scheitern, Fehler und Krisen sind aber unvermeidlich. Wir lernen das Konzept der Antifragilität kennen – eine Strategie, um von Chaos und Misserfolgen nicht nur zu lernen, sondern aktiv zu profitieren.

Wie können wir unser Leben oder unsere Projekte so gestalten, dass kleine Fehler und Rückschläge uns nicht schwächen, sondern stärker machen?

Synthese – Eine Ethik des Versuchens Im letzten Impuls führen wir die Fäden zusammen. Wir entwerfen die Konturen einer Ethik des Versuchens, die nicht das Ergebnis, sondern den Prozess, den Mut zum Experiment und die Bereitschaft zum Neuanfang in den Mittelpunkt stellt. Es ist eine Ethik, die das Unfertige wertschätzt, das Abweichende feiert und uns befähigt, in einer unsicheren Zukunft kreativ und resilient zu handeln.

Wie sieht ein "erfolgreiches Leben" aus der Perspektive einer Ethik des Versuchens aus?

Wir freuen uns auf Deine Teilnahme und einen herausfordernden Austausch!

Ort: Schloss Haindorf - Langenlois
Datum: 8.-9. März
Zeiten: Sa: 9:30 - 18:00 Uhr; So: 9:00 - 12:30 Uhr
Inklusive: Seminarmaterialien
Exklusive: Übernachtung und Verpflegung
Preis: 320€ inkl. USt.

Gemeinsam mit Cornelia Mooslechner-Brüll | www.philoskop.org

Stornobedingungen: Bis 6 Wochen vor Beginn ist eine kostenfreie Stornierung möglich. Danach werden 50% der Teilnahmegebühr einbehalten, bei einer Stornierung innerhalb von 3 Wochen vor Seminarbeginn beträgt die Stornogebühr 100%.

Anmeldung:

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